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Markus war stolzer Besitzer, des hier vorgestellten:

 

1971 Dodge Challenger R/T - 426 HEMI

 
 


Was Markus schon lange wusste, wie es dazu kam, und was er bei seiner Restauration erlebte, erzählt er Euch nachfolgend:

Lange erzählte man sich in der Mopar-Szene, Fredy Zeindler hätte den HEMI Challenger direkt von Rolf Knie gekauft. Aber da lagen alle falsch, es gab dazwischen noch weitere Besitzer, welche erst durch viel Recherche ans Tageslicht gefördert werden konnten.

Im Sommer 1970, bestellte ein erfolgreicher, 46-jähriger Basler Geschäftsmann namens Norbert Schmidlin in New York City, bei einem offiziellen Dodge Dealer seinen Traumwagen, einen 71er HEMI Challenger R/T. Geld spielte keine Rolle und Norbert, lies keine Option aus und bestellte was möglich war. So entstand ein einmaliger HEMI Challenger, welches in der Form nicht ein zweites Mal produziert wurde. Die vielen Optionen mussten auf 3 Fender Tags verteilt werden.
 

Norbert Schmidlin (1. HEMI-Besitzer von 1971 - 1973)

Norbert Schmidlin (1.6.1924 - †21.11.2005) war ein begeisterter und aktiver Rennfahrer in den 60er und 70er Jahren. Er nahm an verschiedenen Autorennen diverser Klassen in den USA, in Deutschland und in der Schweiz teil. Ein USA-Aufenthalt 1970 bewog ihn, bei einem Dodge Dealer in New York City, einen der letzten, echten Musclecar, den 71er HEMI-Challenger, zu bestellen, ausgerüstet mit zahlreichen Optionen.

Ohne es damals ahnen zu können, steht heute dank ihm ein sehr seltenes Stück Mopar-Geschichte in der Schweiz!

 
Foto des HEMI-Challenger
(Sept. 71)
Sauter Formula Junior Schmidlin war der erste
Besitzer seit 1960


Im Jahr 1973 erwarb der erst 23-jährige Rolf Knie, Spross der berühmten Schweizer-Zirkusfamilie, einen 71er HEMI Challenger.

1974, als ich 13 Jahre alt war, erzählte mein Vater, welcher in der AMAG Utoquai in Zürich als Chrysler-Autoverkäufer arbeitete, vom leicht verrückten Rolf Knie mit seinem Dodge Challenger. Er habe die RT-Stripes verändert. Genau gesagt, nach hinten verlängert und mit seinen Initialen versehen - R/K anstelle des R/T – es handle sich um einen 71er HEMI Challenger. Das war aber nicht die einzige Modifikation, Rolf Knie wollte unbedingt breitere Räder montieren, so breit wie es nur geht. Und dazu mussten die Verbreiterungen her, so wurden die hinteren und vorderen Kotflügel um satte 5cm verbreitert.

In einem persönlichen Gespräch mit Rolf, wusste er allerdings nichts mehr davon und sagte, er hätte ihn so gekauft. Aber es liess sich aufgrund Fotografien belegen, dass der Umbau unter Rolf gemacht wurde.

Fredy Zeindler glaubte jahrelang, die Verbreiterungen seien original von Chrysler! Sein HEMI hätte in der Dokumentation (wie er damals das Broadcast Sheet nannte), einen Eintrag "Race Body 001". Diesen Stuss erzählte er allen in Munchhouse am Drag Race. Aber, dass in Wirklichkeit "01 SPECIAL HANDLING CAR" in dem Broadcast Sheet steht, hatte er wohl irgendwie im Kopf verdreht.



Ein paar Jahre später,
1979 stand in einem Automobil-Revue-Inserat ein 71er HEMI Challenger zum Verkauf – für lumpige CHF 8'000. Der damals 28-jährige Fredy Zeindler aus dem Kanton Solothurn gönnte sich diesen HEMI und kaufte ihn direkt von Rolf Knie.
 

 

Einige, wissen es schon lange, dass es sich um den einzigen in die Schweiz und nach Europa importieren und durch die AMAG Schinznach homologierten 1971 DODGE CHALLENGER R/T mit dem legendären 426 HEMI Motor handelt, bestückt mit dem A-833 4-Ganggetriebe, dem genialen Pistolgrip, der seltenen Shaker-Motorhaube und lackiert in der damals sehr beliebten High-Impact Farbe: EV2 - HEMI Orange Met


Norbert Schmidlin
gönnte sich bei der Bestellung des HEMI Challenger sehr viele Optionen, was zwei Fendertags beanspruchte.


 

Nebst diesen zwei Tags ist noch ein HEMI-FENDER-Tag und ein kleineres Plättchen mit der Bezeichnung “A2” montiert. Das HEMI Fender Tag wurde bei allen HEMI Fahrzeugen als Arbeitsanweisung für die damaligen Werksarbeiter montiert. Dies war die Anweisung immer ein spezielles Augenmerk zu haben und präziser zu arbeiten. Es wies die Arbeiter auch an immer das schönste und beste Teil aus dem Regal zu nehmen und zu verbauen. (Quelle: Carlisle 2004, Patrik Werren im Gespräch mit einem ehemaligen Arbeiter aus dem Werk Hamtramck / MI)

Das weitere Plättchen mit der Bezeichnung A2, steht für die Produktionslinie in Hamtramck.

Der Challenger wurde am 30.10.1970 im Michigan im Werk Hamtramck produziert, danach zum Händler nach New York transportiert und von dort aus in einem Container in die Schweiz verschifft. Der Wagen wurde von der AMAG in Schinznach homologiert (Schinznacher-Fendertag montiert!) und am 21.1.71 in der Schweiz für die Strasse zugelassen. Muss das ein Erlebnis gewesen sein!!
Herr Schmidlin bestellte gleich nach der Inverkehrssetzung front and rear Rubber-Bumpers, da diese besser zum Gesamtbild des Challenger passten.
 

Rolf Knie - 2. Besitzer von 1973 - 1975

Norbert Schmidlin hatte den Challenger 1973 an Rolf Knie (Jg. 1950) verkauft, welcher den Wagen in Basel mit einem Kollegen abholte. Knie nahm danach diverse Modifikationen in Angriff: Kotflügel verbreitern, 15x8,5“ Felgen montieren, Vinyl-Dach 2-farbig, grosser Frontspoiler anschweissen, den R/T-Stripe nach hinten verlängern und die Buchstaben mit R/K für „Rolf Knie“ gewechselt, Rennschalensitz fahrerseitig, 2.76:1 Hinterachse montieren, damit er 270 km/h fahren konnte, und als schlimmstes Feature: eine Anhängerkupplung, um die schweren, 2-achsigen Zirkus-Wohnwagen ziehen zu können! Rolf Knie erzählte, er hätte mal in einer Nacht die Strecke „Zürich-Hardturm – Bern“ in 28 Min. absolviert, sei zeitweise mit Slicks auf der Hinterachse gefahren und nur so aus Spass von Rapperswil nach Genf gerast, die Stadt unsicher gemacht und wieder zurückgerast.
 


3. Besitzer - René Mächler
4. Besitzer - René Schneider

Infos folgen ...
 

Fredy Zeindler (5. Besitzer von 1979 - 2003)

Der HEMI-Challenger wurde 1979 in der Zeitschrift „Automobile Revue“ ausgeschrieben, für CHF 8'000.—. Am schnellsten reagierte ein Solothurner, namens Fredy Zeindler (Jg. 1950). Er kaufte ihn und war von nun an begeisterter HEMI-Driver. Er wusste, was er da erworben hatte. Fredy war gerne mit Gleichgesinnten zusammen und machte oft Ausfahrten mit dem Schlitten. Ab und zu „prügelte“ er den Challenger bei Beschleunigungsrennen in Munchhouse über die 1/4-Meile und absolvierte diverse Rundstrecken- und Geschicklichkeitstrainings.

Zum ersten Mal hatte ich den HEMI-Challenger 1983 am „1. Züri-Letzi US-Car Meeting“ gesehen. Ich war natürlich hin und weg von dem heissen E-Body und schoss ein paar Fotos. Imposant auch das von Emerson Fittipaldi unterschriebene Lenkrad.


Mein erstes Foto 1983

Emerson Fittipaldi-Lenkrad

Vor dem Start (Munchhouse)

Aufgemotz fürs Drag-Race
(Munchhouse)

Fredy Zeindler in Action!

5 Sek. später: Kupplung verheizt!

...und wieder gibt er Gummi!...

...und Gummi....

Shaker-Hood for ever

An einem Geschicklichkeitstraining

Sieht seriös aus...

Und schön im Tiefflug


1989, an einem Drag-Race in der Schweiz, zerstörte Fredy leider gnadenlos den HEMI-Motor! Obwohl er beim zweitletzten Lauf ein „komisches“ Geräusch im Motor hörte, wollte er noch den letzten Lauf absolvieren… nach ca. 50 m knallte es und die Kiste stand still. Zuhause in der Garage baute er den Motor aus und zerlegte ihn zwecks Schadenanalyse. Fazit: ein „Kolbenkipper“, der eine Zylinderwand anriss, zwei Pleuel zerstört und die Kurbelwelle war hin........................das war’s. Er stellte den Challenger in seine Garage, rührte ihn nicht mehr an und wartete auf bessere Zeiten.

 

Markus (6. Besitzer von 2003 bis ???)

Im Januar 2003 kam mir Fredy Zeindler in den Sinn. Ich telefonierte ihm und fragte, ob er seinen HEMI Challenger verkaufen wolle. Er zeigte sich interessiert und wir vereinbarten einen Termin. Nach Besichtigung des verstaubten Schlittens machte ich ihm ein Angebot für den HEMI-Challenger. Fehlanzeige! Er wollte nicht nur den HEMI loswerden, sondern auch seinen Race-Challenger mit B1-440-Motor, einen originalen 440-6-Motor, das komplette Garagen-Inventar und sehr viele Zubehörteile. Na gut, ich machte ihm ein zweites Angebot. Es war ihm zu wenig. Am 1. März 2003 rief ich ihn nochmals an und sagte, dass ich ihm jetzt das letzte Angebot unterbreiten werde und — YEAH! Er war einverstanden!! J

Also vereinbarten wir den Sonntag, 9. März, zur Übergabe des Geldes, seinerseits der Schlüssel, Ausweise und diverser Unterlagen. Fredy war sichtlich froh, den ganzen „Bettel“ endlich losgeworden zu sein. Jedenfalls sah ich bei ihm keine einzige Träne kullern! Aber meine Freudentränen waren umso grösser, denn ich hatte da ein Objekt erworben, von dem ich schon immer irgendwie heimlich geträumt hatte!


Erster Blickkontakt Febr. 2003

Viel Staub, aber Substanz TOP

Viel Material zum Wegräumen

Die Kotflügelverbereiterungen!!

Das Interieur noch Knie-like

Shaker-Hood

Shaker-Bubble als Beifahre...

Unterboden mit Originalfarbe

Der Kofferraum sah nicht übel aus

Jetzt begann die grosse Zerlegung!

 

 

Nun ist er mir, mein Lieblings-Mopar – ein HEMI Challenger – ein begehrtes Stück Eisen und Plastik. Es hat etwas Faszinierendes, Unerklärbares, Mystisches an sich, so einen HEMI zu besitzen.


So und nun ging es ans Werk – Challenger zügeln, Garage ausräumen, Race-Challenger und die beiden Motoren verkaufen. So hatte ich am Schluss, was mir lieb war, den HEMI-Mopar. Der wurde unter verdankenswerter und grosser Hilfe von Patrik Werren komplett zerlegt, wobei Patrik auch noch das Textil vom Unterboden entfernte! Das Schlimmste aber waren die von Rolf Knie verbreiterten, und somit „zerstörten“ Kotflügel. Knie liess damals die Radkästen verbreitern, damit er vorne und hinten 15x8.5“ „American Racing Torq Trust D“-Felgen montieren konnte. Dies durfte ich nun ausbaden!

Die Karosserie war allgemein in einem sehr guten Zustand, die Substanz war hervorragend. Fast kein Rost.

Das Interieur überlebte all die Jahre im Originalzustand! Keine Lautsprecherverbauerungen oder dergleichen. Sogar die „Blind Plate“ (da Radio delete) blieb unverschnitten. Keiner der Vorbesitzer wollte ein Radio/MC/CD-Gerät verbauen, unglaublich!


Start der Restauration:

Die ersten Teilebestellungen bei YearOne und Paddock wurden gefaxt. Im Juli 2003 reiste ich mit Patrik Werren nach Carlisle zum Mopar-Nats. Viele Ersatzteile konnte ich dort beschaffen. Es musste ja vieles erneuert oder restauriert werden. Hintere, neue NOS-Kotflügel, neue Rubber-Bumpers, Alu-Bellhousing, Dana-60 Hinterachse und und und…

Zum HEMI-Motor: Ich entschied mich, den originalen Block vorläufig zu lagern und nicht zu reparieren. Mein eigentlicher Wunsch war es, einen neuen HEMI-Shortblock bei „Koffel’s Place“ via Jörg Schumacher (Dornach SO) zu ordern und diesen mit den Originalteilen zu komplettieren.

 

Spengler / Maler (Garage Zaminga, Dietikon ZH)

Die hinteren Seitenwände waren die grösste Herausforderung an mich und den Spengler. An mich, NOS-Wände zu finden (US$ 5'000!), an den Spengler, sie sauber und professionell einzusetzen. Fabrizo Zaminga († 1.8.2005) bewerkstelligte diese Arbeit nebst allen anderen aufwändigen Anpassungen hervorragend. Er war mit Herzblut dabei und hatte auch ein gutes Auge für viele Details. Wir waren ein gutes Resto-Team!

Die Malerarbeiten wurden ebenfalls im Hause der Garage Zaminga ausgeführt. Ich versuchte, die Karosse bis ins letzte Detail originalgetreu lackieren zu lassen. Der Lackierprofi, Juan Ritschard, leistete jedenfalls Top-Arbeit! Schweisstreibende Schleifarbeit, aufwändige Füller-, Grundier- und Lackbeschichtungen standen an. Am Schluss wurden 3 Schichten HEMI-Orange und 3 Schichten Klarlack aufgetragen. Einfach ein Traum, dieses spezielle Rot-Orange!

Den Unterboden empfand ich dem Original nach und liess ihn grau lackieren. Danach wurde punktuell mit HEMI-Orange der entsprechende Nebel auf dem Unterboden aufgetragen.

Der Kofferraum wurde in Seidenglanz lackiert.

Nachfolgend ein paar Bilder der Spengler- und Malerarbeiten:

 
Fabrizio Zaminga beim Zinnen Diese Ansicht war die Schlimmste Kotflügel eingesetzt, verzinnt


Nach den Spenglerarbeiten war der Mechaniker an der Reihe ...
 

Mechanische Arbeiten & Endmontage (Garage Schmidli, Zürich ZH)

Nach den arbeitsintensiven Spengler-/Malerarbeiten ging’s ab zum Mechaniker, Robi Schmidli in Zürich. Er bekam den HEMI-Shortblock zwecks Weiteraufbau. Die revidierten Zylinderköpfe, das Mittelstück mit den beiden neuen Edelbrock-Vergasern, das Benzinleitungssystem, die Zündanlage inkl. allen Steckern und neue Ventildeckel wurden montiert. Das revidierte, originale A-833 4-Speed-Getriebe wurde verschraubt. Die komplett revidierten Achsen mit Blattfedern, Bremsen und sämtlichen Leitungen fanden ihren Platz unter dem HEMI-Chassis. Lenkung, Auspuffanlage, Hurst-Shifter, Benzintank etc. etc. Alles wurde nach und nach platziert. Natürlich nach möglichst genauer Original-Spezifikation. Der komplette Shaker-Bubble, ein historisches Mopar-Element, wurde auf das Vergaser-Paar geschraubt und ans Schieberkabel der Klappensteuerung angeschlossen. Die Embleme auf dem Bubble sind die originalen mit dem nicht „rot“-, sondern „orange“-lackierten „HEMI“.

Nachfolgend ein paar Bilder der mechanischen Arbeiten und der Endmontage:


 
Revidierter HEMI-Motor durch die
Garage Schmidli in Zürich
Bereits im Challenger montiert, wirklich
schön die neuen HEMI-Ventildeckel


Komplettierung des Interieurs, der Karosserie, Optik etc ...

Jetzt ging’s ans Interieur und das allgemeine Finish! Alles wurde revidiert oder ersetzt. Das Armaturenbrett wurde aufgefrischt und der Kabelbaum ersetzt. Der neue Teppich wurde verlegt und angepasst, die neu bezogenen Sitze montiert, die aufgefrischte Mittelkonsole verschraubt. Freude machte der Dachhimmel. Da es ein „Formal Roof“ (1970 = SE) mit Dachmittelkonsole ist, war die Montage relativ einfach. Der Himmel besteht aus einer einteiligen, mit Filz überzogenen Hartkartonschale, die an nur 7 Punkten verschraubt werden muss und nach hinten abgestützt wird.