“Understatement” lautete das Schlagwort im Jahr 1973, es gab aber
nur wenig Bewegung in diese Richtung. Die einzige optische Veränderung
waren neue, große Gummipads, die an der vorderen Stossstange angebracht
wurden. So wurde der neuen Regierungsnorm entsprochen, nach der die
Stossstange einen Aufprall mit 5 Mph unbeschädigt überstehen musste. Das
Rallye-Modell war nur noch als Option verfügbar, wurde aber weiterhin
mit den meisten ursprünglichen Features geliefert. Der Innenraum wurde
durch neue, sehr schlanke Schalensitze aufgewertet. Ausserdem kam
feuerfeste Polsterung zum Einsatz, wiederum um neuen Vorgaben aus
Washington zu entsprechen. Die strengeren Emissionsvorgaben wirkten sich
immer noch katastrophal auf Verdichtung und Leistung der Motoren aus.
Der alte V6 konnte den neuen Vorgaben nicht gerecht werden, der Motor
wurde durch das 318er Aggregat ersetzt. Rückblickend war diese
Entscheidung nicht wirklich sinnvoll, denkt man an die damals beginnende
Ölkrise im Nahen Osten. Das 340er Aggregat mit Vierstromvergaser und
Doppelauspuff blieb als einzige Option übrig. Die Leistung von 240
SAE-PS ermöglichte es einem Challenger mit “Torqueflite”-Automatik, die
Quartermile in 16,3 Sekunden hinter sich zu lassen. Bei einer
Endgeschwindigkeit von 85 Mph waren die meisten Kunden nicht unzufrieden
mit der Leistung. 16 verschiedene Farben standen zur Auswahl, “Top
Banana” war als einzige “High Impact”-Lackierung übrig geblieben. Trotz
des allgemein ungünstigen Marktumfeldes erholten sich die Absatzzahlen
geringfügig, am Ende des Jahres waren 32.000 Wagen abgesetzt worden.
Nicht genug, um die Schwelle zur Rentabilität zu erreichen. Und obwohl
die Nachfrage nach Ponycars wieder etwas anstieg, nachdem sie mehr nach
sportlicheren Massstäben beworben wurden, gaben die Zukunftsaussichten
keinerlei Anlass zur Hoffnung.
Dodge war nun nicht mehr bereit,
mehr Geld als notwendig für das Projekt auszugeben. So wurden 1974
keinerlei Veränderungen am Challenger vorgenommen. Die hinteren
Stossstangen wurden verstärkt, um einen Aufprall mit 5 Mph unbeschädigt
zu überstehen, wie gesetzlich vorgeschrieben. Das Rallye-Paket wurde
überholt, nun gab es einen schwarz lackierten Kühlergrill und
Racingstreifen, die bereits an den optischen Lufteinlässen am Kotflügel
begannen. Als Ersatz für den 340er Motor und somit als neue
“Performance”-Option kam ein neuer 360 cid V8-Motor mit einer
Nominalleistung von 245 PS zum Einsatz. Das 74er-Modell war erst einige
Monate auf dem Markt verfügbar, als Dodge urplötzlich das Ende der
Challenger-Serie beschloss und die Produktion im April einstellte. Somit wurden
nur noch 16.437 Autos produziert, bis das Fliessband schliesslich zum
Stillstand kam. Die Markteinführung des Challenger war nicht durch
Mangel an Erfolg gekennzeichnet, vielmehr kam sie viel zu spät. Sie fand
gerade zu dem Zeitpunkt statt, als die Nachfrage nach solchen Autos
stark abnahm, was sich eindeutig negativ auf die Akzeptanz des Fahrzeugs
auswirkte, die normalerweise zu erwarten war. Natürlich konnte Dodge
dies im Jahr 1967 bei der Entwicklung des Challengers nicht voraussehen,
und das ist wirklich schade. Der Challenger schien zu seiner Zeit ein
wirklich gutes Auto zu sein. Eine grosse Auswahl an verfügbaren Motoren,
viel Leistung und jede Menge Tuning-Optionen. Ausserdem beeindruckte er
mit seinem langen Radstand; auch ein parkender Challenger sah wie ein
schnelles Auto aus. Das SE-Modell war für einen Preis von 3.500
US-Dollar recht üppig ausgestattet, wirklich gute Performance bekam der
Kunde mit einem Griff zur Liste der Sonderausstattungsmerkmale. Trotzdem
war der Challenger keine echte Konkurrenz für seine Mitbewerber, weder
im Verkaufsraum, noch auf der Rennstrecke. Dazu kam, dass Dodge
versuchte, dieses Problem zu lösen, indem sowohl auf Leistung als auch
zusätzliche Ausstattung verzichtet wurde. Dieses Vorgehen scheint
kennzeichnend für die Challenger der Baujahre 1972-74 gewesen zu sein.
Heute bleiben als würdige
Vertreter der Ponycar-Ära nur noch der Chevrolet Camaro und der Pontiac
Firebird. Dieses Vermächtnis gebührt ihnen allerdings grösstenteils aus
der Tradition. Diese beiden Modelle haben als einzige das Jahr 1974
überstanden, alle anderen verschwanden entweder wie der Challenger oder
wurden vollständig überarbeitet. Ironischerweise überstanden Camaro und
Firebird das Auf und Ab der Siebziger – nicht nur aufgrund finanzieller
Stärke von General Motors, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, dass
sie als günstige und sportliche GTs beworben wurden. Genau dieses
Konzept wurde einst für den Challenger ersonnen. |